So schnell, wie die Technik sich entwickelt, kann man gar nicht gucken. Genau darum aber – ums Gucken – ging es den Ingenieuren Thomas Wiegand, Detlev Marpe und Heiko Schwarz: Die Forscher von der Technischen Universität (TU) Berlin, dem Fraunhofer-Institut für Nachrichtentechnik / Heinrich-Hertz-Institut (HHI) und der Berliner Hochschule für Technik und Wirtschaft trieb Anfang des Jahrtausends die Frage um: Wie lassen sich Videos so bearbeiten, dass sie leicht handhabbar sind und sich überall wiedergeben lassen? Die Frage war hochaktuell: Schon damals zeichnete sich ab, dass immer mehr Informationen über Bewegtbilder übertragen werden. Filme aber brauchen viel Speicherplatz, noch dazu lassen sich große Dateien nur schlecht übers Internet verschicken. Die Datenmenge musste also reduziert werden – selbstverständlich so, dass die Bilder ihre Qualität behielten.
Effizient codieren – mit dem H.264/AVC-Standard
Die drei Ingenieure entwickelten ein System, um dieses Problem zu lösen: den sogenannten H.264/AVC-Standard. Er baut weitgehend auf seinen Vorgängern, den Standards MPEG-1, MPEG-2, MPEG-4 und der H.261-Familie, auf. Nach einem bestimmten Algorithmus komprimiert er die Daten so, dass ihr Umfang zwar deutlich schrumpft, die Qualität der bewegten Bilder aber nicht merklich schwindet. Dies geschieht mithilfe einer speziellen Codiermethode von Audio- und Videosignalen. 2003 wurde der Standard verabschiedet. Weltweit wurde er bereits in mehr als einer Milliarde Geräte eingesetzt – darunter Blu-ray-Player, HD- und 3D-Fernseher, Internet-TV-Stationen und Systeme für Videokonferenzen, Telemedizin, E-Learning oder Sicherheitstechnik. Ein großer Anteil der Bits im Internet ist mit dem H.264/AVC-Format versehen. Viele der Verfahren, die darin zur Anwendung kommen, sind durch Patente geschützt. Mit ihrer Arbeit haben die drei Berliner Forscher einen Standard im wahrsten Wortsinn gesetzt – und wurden hierfür unter anderem 2012 für den Deutschen Zukunftspreis nominiert.
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