Hanfseile und Eisenketten waren im Bergbau lange Zeit das Hilfsmittel, um Erz zutage zu fördern. Doch immer wieder kam es zu Unglücken, weil Ketten brachen oder Seile rissen. Bis im 19. Jahrhundert der Harzer Oberbergrat Wilhelm August Julius Albert eine Idee hatte: Gemeinsam mit dem Bergschmied Heinrich August Mummenthey gelang es ihm, ein Drahtseil aus Eisen herzustellen, das aus drei Litzen zu je vier Drähten bestand. Es hatte sechsmal mehr Tragkraft als ein Hanfseil und viermal mehr als ein Kettenseil. Noch dazu war es im Vergleich zum Kettenseil deutlich leichter. Seine Erfindung brachte Albert erstmals im Sommer 1834 in der Clausthaler Grube Caroline erfolgreich zum Einsatz.
Gelungener Drahtseilakt
Ursprünglich stammte Wilhelm August Julius Albert aus Hannover und hatte an der Universität Göttingen Rechtswissenschaft studiert. 1806 bei einem Besuch im Oberharz entdeckte er seine Begeisterung für den Bergbau – und wechselte kurzerhand die Branche. Er erhielt eine Anstellung als Auditor bei den Berg- und Forstämtern von Clausthal und Zellerfeld. Nach weiteren Ämtern bekam er 1817 den Titel Bergrat verliehen. Da er wegen seiner bürgerlichen Herkunft kein Berghauptmann werden konnte, wurde dieser Titel eigens für ihn geschaffen. 1825 wurde er zum Oberbergrat ernannt.
Verschiedene Quellen berichten davon, dass der Bergschmied Mummenthey, mit dem Albert das Drahtseil entwickelt hatte, dessen Arbeitspensum und den durchstrukturierten Arbeitstag hervorgehoben habe: So sei Albert um 4 Uhr morgens aufgestanden, nach einer halben Stunde Mittag sei er durch die verschiedenen Bergbaureviere geritten, danach habe er bis 10 Uhr abends gearbeitet und gern „stark gegessen“ – am liebsten Bohnen mit Speck und warme Buchweizenkuchen. Das war damals. Und was ist heute aus seiner Erfindung, dem Drahtseil, geworden? Es hat den Bergbau revolutioniert – und wird heute weltweit auch in vielen anderen Branchen verwendet.
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