Eingekochte Lebensmittel im Glas

Das Einkochverfahren

Aufgeweckt und eingemacht

Wie lassen sich Lebensmittel länger haltbar machen? Rudolf Rempel hatte eine Antwort: Vor mehr als 125 Jahren entwickelte der Chemiker einen „Apparat zum selbständigen Schließen und Entlüften von Sterilisiergefäßen“ – das war der Anfang der Einmachgläser.

In Zeiten, in denen es keine Kühlschränke zur Konservierung von Lebensmitteln gibt, muss man erfinderisch werden. So wie Rudolf Rempel, der Ende des 19. Jahrhunderts als Chemiker in einer Gelsenkirchener Benzolfabrik arbeitete. An seinen freien Tagen experimentierte er zu Hause in seinem Labor: Er schliff von Pulvergläsern den Rand ab, füllte sie mit Milch und versah sie mit einem Gummiring und einem Blechdeckel. Anschließend legte er einen schweren Gegenstand auf den Deckel des Glases und kochte die befüllten Behälter in einem Wasserbad. Seine Gäste, denen er zu Hause noch Monate später die Milch zum Kaffee anbot, waren begeistert.

Gut fixiert

Der Tüftler fühlte sich angespornt und wiederholte seine Versuche mit Obst und Gemüse, das seine Frau und er im eigenen Garten anbauten. Er arbeitete an einem Behälter, der den Deckel während des Einkochens auf den Gläsern fixierte. Mit Erfolg! Dieser Apparat war die eigentliche Neuerung (denn wie man Lebensmittel durch Erhitzen und Luftabschluss konserviert, hatte der Franzose Nicolas Appert schon im Jahr 1810 getestet). Seinen „Apparat zum selbständigen Schließen und Entlüften von Sterilisiergefäßen" ließ sich Rempel am 24. April 1892 patentieren. Ein Jahr später starb der Erfinder – er wurde nur 34 Jahre alt.

Wie viele andere war auch Johann Carl Weck ganz angetan von dem Verfahren. Der Unternehmer und überzeugte Anti-Alkoholiker wollte vor allem gegen die „Volksseuche Alkohol“ vorgehen und Rempels Erfindung dazu nutzen, um Fruchtsäfte zu konservieren und damit deren Gärprozess zu stoppen. 1895 erwarb er Rempels Patent. Aus diesem Grund spricht man heute nicht vom „Einrempeln“, sondern vom Einwecken.

(Bild: pamela_d_mcadams  – AdobeStock)

Ort der Erfindung

Arbeitsplatz des Erfinders: Kokerei der Aktiengesellschaft für Kohlendestillation, Dessauerstraße, Gelsenkirchen

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