Ein Baby-Strampelanzug mit Wischmopp-Fransen. Ein Mini-Ventilator am Essstäbchen, der die Nudelsuppe kühlt. Was so klingt wie produktgewordener Nonsens, hat einen offiziellen Namen: „Chindogu“. Unter dem Begriff, der auf Japanisch so viel bedeutet wie „seltsames Gerät“, kam in den 90er Jahren erstmals auch in Deutschland ein Buch auf den Markt. Hinter der Idee der gesammelten Sinnlosigkeiten steckte Kenji Kawakami. Der 1946 geborene Japaner soll sich in den 70er Jahren nach Angaben von Spiegel Online nach einem missglückten Studium der Luft- und Raumfahrttechnik an den linken Studentenprotesten beteiligt haben. Später soll er unter anderem als Autor für einen Bestellkatalog tätig gewesen sein, für den er in den 80er Jahren einige Heftseiten selbst gestalten durfte – das war womöglich die Geburtsstunde der Chindogus: Neben real bestellbaren Produkten platzierte Kawakami in dem Katalog auch sinnlose Erfindungen, die kein Mensch kaufen, geschweige denn gebrauchen konnte.
Chindogus tragen den „Geist der Anarchie“ in sich
„Ich würde das Phänomen im Zusammenhang mit Japans überbordender Konsumkultur sehen“, zitiert Spiegel Online Annette Schad-Seifert, Professorin am Institut für Modernes Japan an der Düsseldorfer Universität. Leisten könne man sich das nur in einer Gesellschaft, „in der es den totalen Überfluss gibt“.
Innerhalb weniger Jahre bekam Kenji Kawakami für seine Idee etwas Aufmerksamkeit und brachte Bücher zu dem Thema auf den Markt. Mit anderen zusammen gründete er die Chindogu-Gesellschaft. An seinem Konzept des kreativen Nonsens konnte sich jeder beteiligen. Voraussetzung war, dass er bei seinem Entwurf – einem Foto oder zumindest einer Skizze – die zehn Chindogu-Regeln befolgte. Sie lauteten unter anderem: Ein Chindogu muss eigentlich nutzlos sein. Ein Chindogu muss den Geist der Anarchie in sich tragen. Und: Ein Chindogu ist nicht für den Verkauf bestimmt. Gefiel ihm eine Idee besonders gut, soll Kawakami sie selbst nachgebaut haben. Und man kann fast sicher sein, dass er dabei jede Menge Spaß hatte.
Inzwischen sind Chindogus und ihr Erfinder kaum noch im Gespräch. Immerhin: Die Website der Chindogu-Gesellschaftexistiert noch, wirkt aber beim weiteren Durchklicken doch recht zusammengebastelt – um nicht zu sagen: nutzlos.
(Bild: shpock – AdobeStock)