Wo heute über die Energiewende diskutiert wird, kommt schnell die Windkraft ins Spiel. An den Ursprüngen für diese alternative Form der Energiegewinnung arbeitete schon in den 50er Jahren der österreichisch-deutsche Ingenieur Ulrich W. Hütter. Als studierter Luftfahrttechniker war er ab 1939 Dozent an der Ingenieurschule in Weimar. Hier unterrichtete er luftfahrttechnische Fächer wie Flugzeugbau und Strömungslehre, aber auch Mathematik und Maschinenbau. Im Strömungslabor der Schule begann er sich schnell auch für Windkraftanlagen zu begeistern. Ab 1940 arbeitete er als technischer Berater und Entwicklungsingenieur bei der Ventimotor GmbH. Mit seinem Wissen und Erfahrungen aus der Segelfliegerei und dem Flugzeugbau kam er zu wichtigen Erkenntnissen, wie Windkraftanlagen maximale Leistung zur Stromgewinnung erbringen können, zum Beispiel durch das Verstellen des Propellers. Hütters Dissertation, die er 1942 an der Technischen Hochschule Wien einreichte, trug den Titel „Beitrag zur Schaffung von Gestaltungsgrundlagen für die Windkraftwerke“. Hierin befasste sich der Ingenieur mit der Theorie der „freifahrenden Turbinen“, wie Windkraftanlagen physikalisch korrekt heißen. Seine Arbeit enthielt richtungsweisende Erkenntnisse für den Bau von Windkraftanlagen.
Vorreiter für die modernen Windkraftanlagen
1956 kam neuer Wind in die Sache: Am Nordrand der Schwäbischen Alb begann Hütter mit dem Aufbau eines Testfelds für Windkraftanlagen. Im September 1957 ging dort sein Prototyp der Anlage StGW-34 in Betrieb. Er kam der heutigen Form von Windkraftanlagen sehr nahe und gilt als Meilenstein in der Geschichte der Windenergienutzung. Betreiber dieses Windenergie-Testfelds, das heute noch besteht und nach seinem Gründer benannt ist, ist das Institut für Flugzeugbau der Universität Stuttgart.
Heute existieren in Deutschland laut dem Bundesverband Windenergie fast 30.000 Windenergieanlagen. 2017 produzierten sie erstmals mehr als 100 Milliarden Kilowattstunden Strom. 2018 stellte die Windenergie den zweitgrößten Anteil an der deutschen Stromproduktion und lag damit vor Atomenergie und Steinkohle. Ulrich W. Hütter, der hierzu einen besonderen Beitrag geleistet hat, hat diese Entwicklung nicht mehr miterlebt. Er starb 1990.
(Bild: visdia – AdobeStock)