Pharmazeutische Forschung ist teuer und aufwendig. Mit modernen Verfahren lassen sich chemische Substanzen, die als Wirkstoffe für Medikamente infrage kommen, zwar relativ leicht und in großer Zahl herstellen. Die Auswahl des passenden Wirkstoffs jedoch ist mühsam: Von Hunderttausenden getesteten Substanzen erweisen sich nur wenige als geeignet für die Entwicklung wirksamer und sicherer Arzneimittel. Wie kann man aus der Fülle an Wirkstoffen schnell die passenden herausfiltern? Diese Frage trieb schon in den 90er Jahren die Wissenschaftler Karsten Henco, Ulrich Aldag und Nobelpreisträger Manfred Eigen um. Ihre Vision: eine Suchmaschine, mit der sich zahlreiche Substanzen schnell und preiswert auf ihre medizinische Tauglichkeit hin testen lassen. 1993 fingen sie an, ihre Idee in die Tat umzusetzen – und gründeten in Hamburg die Firma Evotec.
Neue Messmethode, winzige Gefäße: die Grundlagen für Evoscreen
Zwei wesentliche Innovationen waren es, die die Forscher entwickelten und weiter verfeinerten: ein optisches Detektions- und Messverfahren, mit dem sich die therapeutische Wirkung von Molekülen sekundenschnell bestimmen lässt, und Probenträgerelemente, mit denen Tests in winzigen Reagenzgefäßen und mit geringen Substanzmengen ausgeführt werden konnten. Die Evotec-Gründer stellten fest, dass sie auf diese Weise täglich Hunderttausende von chemischen Stoffen auf ihre pharmakologische Wirksamkeit hin untersuchen konnten – rund um die Uhr und automatisiert. Dadurch ließen sich die Kosten drastisch senken. Zudem konnten mit dieser Methode mehr Information generiert werden als mit herkömmlichen Testverfahren.
Evoscreen nannten die Forscher ihre Wirkstoff-Suchmaschine. Sie war eine wichtige Basis für weitere Entwicklungen, mit denen das Unternehmen Evotec heute in den Bereichen Wirkstoffforschung und Diagnostik aktiv ist.
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