Skizze der Rautennetzbauweise

Die Rautennetzbauweise

Unter Dach – und vom Fach

Emil Mauritz Hünnebeck war ein Meister der Konstruktionstechnik: Er entwickelte in den 1920er Jahren eine clevere Lösung für Dächer mit großer Spannbreite und unterschiedlicher Wölbung: die Rautennetzbauweise.

Wie lassen sich Ressourcen schonen, Kosten senken und Unfälle vermeiden? Diese Frage stellte sich schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts der Ingenieur Emil Mauritz Hünnebeck für eines seiner Spezialgebiete: den Hallen- und Stahlleichtbau. Der gebürtige Bochumer, der schon als Schüler Architekt werden wollte, hatte sich Anfang der 20er Jahre in Essen als beratender Ingenieur niedergelassen. Hier wurde er in den „Ausschuss für wirtschaftliches Bauen“ berufen. Bei seiner Mitarbeit im Ausschuss befasste er sich auch mit dem Thema „Die Decke als Tragwerk im Baukörper“. Seine Idee: Jedes Bauteil bekommt mehrere Funktionen. Und: Bei der Auswahl der Deckenform sollte das Tragwerk immer im Zusammenspiel mit dem gesamten Baukörper gesehen werden. Mit diesen Grundgedanken machte er sich ans Werk und entwickelte neue Konstruktionsmethoden – darunter die Rautennetzbauweise. Sie gilt als die bedeutendste Erfindung seines Lebenswerks und wurde am 20. August 1924 patentiert.

Leichter, günstiger, sicherer

Das Prinzip der Rautennetzbauweise beruht darauf, dass es als räumliches Tragewerk nur ein tragendes Hauptglied gibt, die so genannte „Stahllamelle“. Sie eignet sich für jede Spannweite und für unterschiedlich gewölbte Dachformen. So kam sie zu Hünnebecks Lebzeiten etwa schon bei der Überdachung von Wasserspeichern, Verladeschuppen oder bei Markt-, Sport- und Ausstellungs- oder Bahnhofshallen zum Einsatz. Für den Kirchenbau war sie ebenfalls hilfreich, da sie sich der Spitzbogenausführung des gotischen Baustils anpasste. Gewichtsersparnisse von mehr als 25 Prozent sprachen ebenfalls für die neuartige Bauweise. Und auch bei den Kosten punktete das Lamellendach: 25 bis 30 Prozent konnten hierdurch etwa im Vergleich zu den sogenannten Binderdächern eingespart werden.

Für die Montage konnten die Arbeiter von einem Gerüst aus ans Werk gehen und waren damit besser vor Unfällen geschützt. Noch dazu waren die Lamellen mit ihrem 7,5 bis 15 Kilogramm Gewicht vergleichsweise leicht und konnten einfach transportiert und verarbeitet werden. 1925 gründete Emil Mauritz Hünnebeck in Essen die Rautennetz GmbH und wenig später in Dortmund die Deutsche Stahllamelle GmbH, mit der sich das Essener Unternehmen zusammenschloss. 1937 verlegte Hünnebeck den Firmenstandort nach Düsseldorf. Heute hat die Hünnebeck Deutschland GmbH ihren Sitz in Ratingen.

(Header: aus Patentanmeldung AT113209B)

 

Zeichnung der Rautennetzbauweise aus der Patentanmeldung
aus Emil Hünnebecks Patentanmeldung GB285022 von 1927

Ort der Erfindung

Rehhecke 80, 40885 Ratingen

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