Stahlrohre in einer Fabrik

Das nahtlose Rohr

Wunderbare Walzen

Es war eine Revolution für den Maschinen- und Fahrzeugbau: Die Brüder Max und Reinhard Mannesmann erfanden Ende des 19. Jahrhunderts ein Verfahren zur Herstellung nahtloser Stahlrohre. 

Eisenfeilen waren seit 1776 das Spezialgebiet des Unternehmens Mannesmann. Als die Brüder Max und Reinhard Ende des 19. Jahrhunderts in den elterlichen Betrieb einstiegen und die Arbeitsgänge der Feilenfabrikation kennenlernten, brachten sie eine Menge Neugier und Experimentierfreude mit. Eines Tages stellten sie fest, dass die polierten Rundstäbe, die ihnen als Feilenrohlinge dienten, nach der Bearbeitung auf schräg stehenden Glättwalzen Risse und Hohlräume aufwiesen. Dies führten sie auf die Schrägwalzen zurück. Sie fingen an, das Prinzip systematisch zu nutzen und mithilfe von Walzen aus einem massiven Stahlblock Rohre herzustellen. Nach einigen Versuchen meldeten sie 1885 das „Schrägwalzverfahren“ zur Herstellung nahtloser Stahlrohre zum Patent an. Um Rohre mit einer gleichmäßigen Innenoberfläche zu fertigen, kombinierten sie das Prinzip in den 90er Jahren des 19. Jahrhunderts mit dem sogenannten „Pilgerschrittverfahren“: Dabei wird der Hohlblock durch die Vor- und Rückwärtsbewegungen von zwei übereinander angeordneten Walzen und mithilfe eines zylindrischen Dorns zu einem langen Rohr mit der gewünschten Wanddicke ausgewalzt. 1891 wurde den Brüdern das Patent erteilt für das „Verfahren und Walzwerk zum Formen und Kalibrieren von stabförmigen Körpern und Platten mit pilgerschrittförmiger Bewegung des Walzstückes".

Zwei Schritte vor, einen zurück

Warum das Verfahren „Pilgerschritt" genannt wird? Der periodische Walzvorgang und die Bewegung des Rohrs erinnerte die Brüder an die sogenannte „Echternacher Springprozession", die jährlich in Echternach in Luxemburg stattfindet und bei der die Teilnehmer durch die Straßen der Stadt „springen“ – zwei Schritte vor, einen Schritt zurück. Die Kombination aus Schrägwalz- und Pilgerschrittverfahren etablierte sich unter dem Namen Mannesmann-Verfahren. Es wird bis heute zur Herstellung nahtloser Stahlrohre genutzt.

(Header: tanantornanutra – Fotolia.com)

Alte Stahlrohr Fabrik
Das Mannesmann-Werk (Bild: Ecksteins Biografischer Verlag)
Nahtloses_Rohr_-__Wunderbare_Walzend_Patentzeichnung.jpg
aus der Patentanmeldung

Ort der Erfindung

Bliedinghauser Straße, 42859 Remscheid

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