Musikhörende Frau

Das MP3-Verfahren

Musik mit Format

Es gilt als Revolution für die Musikbranche: das MP3-Format. Fraunhofer-Wissenschaftler haben es in den 90er Jahren entwickelt. Seitdem lassen sich ganze Musiksammlungen digital abspeichern.

Stapelweise Musik-CDs oder gar -Kassetten – die hortet heute kaum noch jemand. Digitale Playlists auf dem Rechner, dem Smartphone oder im Internet sind heute die gängige Form, die Musikfreunde nutzen, um den persönlichen Soundtrack immer griffbereit zu haben. Auslöser hierfür war vor mehr als 20 Jahren eine Entwicklung von sechs Forschern des Fraunhofer-Instituts für Integrierte Schaltungen (IIS). Karlheinz Brandenburg, Ernst Eberlein, Heinz Gerhäuser, Bernhard Grill, Jürgen Herre und Harald Popp wollten ursprünglich wissen, wie sich Musik in guter Tonqualität über Telefonleitungen übertragen lässt. Seit Beginn der 90er Jahre befassten sie sich mit dieser Fragestellung. Schließlich gelang es ihnen, digitale Audiodateien so zu komprimieren, dass sie im Vergleich zum Original nur noch zehn Prozent des Speicherplatzes einnahmen, ohne dass die Klangqualität darunter litt. Für ihre Idee griffen die Wissenschaftler auf Erkenntnisse aus der Psychoakustik zurück: Sie speicherten nur die Signalanteile ab, die für das menschliche Ohr gut wahrnehmbar sind. So ließ sich die Datenmenge reduzieren. Am 14. Juli 1995 gaben sie ihrer Idee einen Namen: „MP3“ lautet seitdem die Dateiendung für das Audiokompressionsverfahren. Die technische Bezeichnung klingt da schon komplizierter: „ISO Standard IS 11172-3 MPEG Audio Layer 3“.

Vom MP3-Player zum Streaming

Lange war unklar, ob sich die Technik am Markt durchsetzen wird, da es noch keine Geräte gab, um Musiksammlungen im Mini-Format abzuspielen. Die entsprechende Encoder-Software war ursprünglich vor allem für die Musikindustrie vorgesehen – bis ein australischer Student sie kaufte, ihre Funktion durchschaute und den Encoder online stellte. So konnten Nutzer ihre CDs in handliche MP3-Dateien umwandeln. 1998 kamen die ersten MP3-Player in den Handel, 2001 dann der erste iPod. Heute kann längst jedes Smartphone MP3-Dateien abspielen. Mit dem Streaming hat inzwischen eine weitere Entwicklung in der digitalen Audiowelt eingesetzt. Die Dienste hierfür arbeiten ebenfalls zum großen Teil mit dem MP3-Standard. Und die Fraunhofer-Forscher setzen darauf, dass Musikfreunde ihre Songs in diesem Format auch in vielen Jahren noch abspielen können.

(Header: Mix and Match Studio – Shutterstock)

Ort der Erfindung

Fraunhofer IIS, Am Wolfsmantel 33, 91058 Erlangen

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