Computermaus

Viel Aufwand, wenig Applaus

Ob Nähmaschine oder Computermaus: Innovationen, die heute berühmt sind, wurden zu ihrer Entstehungszeit oft nicht einmal beachtet oder brachten nur wenig Geld ein. Sehr zulasten ihrer Erfinder.

Josef Madersperger ist ein Beispiel dafür, dass Genie und Reichtum nicht immer Hand in Hand gehen: Der gelernte Schneider unternahm Anfang des 19. Jahrhunderts in Wien erste Versuche eine Nähmaschine zu bauen. Ein ehrgeiziges Projekt, in das er viel Zeit und seine gesamten Ersparnisse investierte. Das Gerät, an dem er arbeitete, sollte die Bewegung der nähenden menschlichen Hand nachahmen. 1814 präsentierte er den ersten Prototypen der Öffentlichkeit. Ein Jahr später wurde ihm ein Privileg bewilligt, ähnlich einem Patent. Weil er aber die finanziellen Mittel für dessen Verlängerung nicht aufbringen konnte, erlosch das Privileg, ohne dass er es hätte verwerten können. Madersperger blieb zunächst dran und versuchte es weiter: Er verbesserte seine Nähmaschine und stellte sie verschiedenen Institutionen wie dem k.k. polytechnischen Institut und dem niederösterreichischen Gewerbeverein zur Prüfung vor. Aber der finanzielle Erfolg blieb aus. Der vormals so tapfere Schneider soll seine letzten Lebensjahren bis zu seinem Tod 1850 verbittert und in zunehmender Armut verbracht haben.

Wenig Anerkennung vom Kaiser: die Schreibmaschine von Peter Mitterhofer

Auch Peter Mitterhofer arbeitete jahrelang an einer Maschine: 1864 entwickelte er den Prototypen seiner Schreibmaschine, das „Wiener Modell 1864“. Fertiggestellt wurde das Gerät jedoch nie. Weitere Modelle folgten. Erst mit seinem fünften Versuch gelang dem Zimmermann eine gebrauchsfähige Schreibmaschine, das „Wiener Modell 1869“: Es besaß eine Walze und 82 Tasten für Ziffern, Groß- und Kleinbuchstaben und Sonderzeichen. Wie schon seine früheren Modelle, brachte Mitterhofer auch diese Maschine nach Wien, um am Kaiserhof Unterstützung zu bekommen. Die kaiserlichen Experten waren zwar einigermaßen beeindruckt, sahen in der Maschine aber keinerlei Nutzen. Enttäuscht beendete Mitterhofer schließlich die Arbeit an seinem Herzensprojekt.

Genialer Erfinder, schlechter Verkäufer: Douglas Engelbart

Fehlendes unternehmerisches Denken kann ebenso dazu beitragen, dass eine Erfindung erfolglos bleibt. Ein Beispiel aus jüngerer Zeit ist die Computermaus von Douglas Engelbart: 1963 hatte der Computertechniker sie als „X-Y-Positionsindikator für ein Bildschirmsystem“ am Stanford Research Institute in den USA entwickelt. 1968 stellte er seine Erfindung zum ersten Mal vor Fachpublikum in San Francisco vor. Bei der Präsentation schaltete er seine Kollegen aus Stanford zu und demonstrierte, wie er gemeinsam mit ihnen an einem Dokument arbeiten konnte: vernetztes Arbeiten in seiner frühen Form. Die Zuschauer waren verblüfft. Mehr noch, als Engelbart schließlich von seiner Vision sprach, ein Computernetz zu schaffen, mit dessen Hilfe sich alle Nutzer untereinander austauschen und ihr Wissen teilen können. Doch mit der Euphorie war es bald zu Ende: Engelbart war zwar ein genialer Erfinder, aber ein schlechter Geschäftsmann. Anfang der 70er Jahre wanderten einige seiner besten Mitarbeiter zum Technologiekonzern Xerox ab – und entwickelten Engelbarts Ideen weiter. 1976 wurde sein Labor an die Firma Tymshare verkauft. Zwei junge Bastler profitierten von seinen Ideen: Steve Jobs und Steve Wozniak, die mit ihren Apple-Rechnern für eine Revolution sorgten. Erst in den 90er Jahren entdeckte die Computerbranche Engelbart wieder: den Mann, dem sie ihre Existenz verdankt. So verlieht ihm das Massachusetts Institute of Technology einen mit 500.000 Dollar dotierten Erfinderpreis. „Für mich ist er ein Gott. Alles geht auf seine Gedanken zurück“, sagte Apple-Gründer Wozniak anlässlich des Todes von Douglas Engelbart im Jahr 2013.

 

Bilder: Header: Florian Berger auf Pixabay; Nähhand: Sewing Hand von Reinraum auf Wikimedia unter CC BY-SA 3.0; Denkmal Josef Madesperger: von Herbert Josl auf Wikimedia unter CC BY-SA 3.0; Peter Mitterhofer Schreibmaschine 1864 Replikat Cut out von ManfredK derivative work_MagentaGreen auf Wikimedia unter CC BY-SA 4.0; Gedenktafel Peter Mitterhofer: von Ewald Judt, aufgenommen in der Gumpendorfer Straße 1060 Wien, Haus der Mechatroniker-Innung; Douglas Engelbart schwarz-weiß: SRI Douglas Engelbart 1968 von SRI International auf Wikimedia unter CC BY-SA 3.0; Douglas Engelbart Farbe: SRI Douglas Engelbart 2008 von SRI International auf Wikimedia unter CC BY-SA 3.0

Nähhand und Denkmal von Joseph Madersperger
Nähhand (um 1830) und Denkmal von Joseph Madersperger
Schreibmaschine (1864) und Gedenktafel von Peter Mitterhofer
Schreibmaschine (1864) und Gedenktafel von Peter Mitterhofer
Douglas Engelbart mit seiner Computermaus
Douglas Engelbart mit seiner Computermaus
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