Porträt von Nikola Tesla mit Blitzen

Nikola Tesla

Verkanntes Genie

Frequenzmesser, Blitzableiter oder Tachometer: Die Liste von Nikola Teslas Erfindungen ist lang. Leider verstand es der Physiker und Elektroingenieur zu Lebzeiten nicht, sich selbst zu vermarkten. Heute gilt er als einer der größten Erfinder des 20. Jahrhunderts.

Die Wirkkraft der Elektrizität hatte Nikola Tesla schon als Kind fasziniert: Immer wieder sah er, wenn er in seinem Heimatdorf Smiljan (heutiges Kroatien) in den Himmel blickte, grelle Lichtblitze. „In einigen Fällen war die gesamte Luft um mich herum mit lebendigen, flammenden Zungen erfüllt“, schrieb er später in seiner Autobiografie. 1875 erhielt der 1856 geborene Tesla ein Stipendium an der Technischen Hochschule in Graz, wo er wie besessen von früh bis spät lernte und gleich im ersten Jahr neun Examina mit Bestnote bestand. Ab 1879 besuchte er die Universität Prag. 1881 war er für die Telefongesellschaft in Budapest tätig, bereits ein Jahr später entwickelte er den ersten Wechselstrommotor. Weil dieser jedoch niemanden zu interessieren schien, ging Tesla nach Paris und fand dort eine Stelle bei der „Continental Edison Company“. 1884 ging Tesla auf Empfehlungen nach New York und begann in der Firma Thomas Alva Edisons zu arbeiten. Das Dienstverhältnis der beiden war schwierig, immer wieder kam es zu Zerwürfnissen. Bald schon hatte Tesla genug und kündigte.

Die Entwicklung des Wechselstromsystems

1885 gründete er zusammen mit zwei Geschäftsleuten die „Tesla Electric Light and Manufacturing Company“ mit Sitz in Rahway (USA). Im gleichen Jahr meldete er die ersten Patente an, zum Beispiel für die Bogenlampe und einen neuartigen Kommutator. Seine Geschäftspartner hintergingen Tesla jedoch, 1886 meldete die Firma Konkurs an. Tesla aber machte weiter: 1887 gründete er als Teilhaber die „Tesla Electric Company“ – das war für ihn die Gelegenheit, um die praktische Umsetzung seines Wechselstromsystems voranzutreiben. Tesla brachte mehrere Patente für Komponenten seiner neuartigen Motoren heraus. Er hielt Vorträge und gewann bald die Aufmerksamkeit des Industriellen George Westinghouse. Dieser erwarb 1888 die Rechte an den sogenannten Polyphase-Patenten. Die Unterstützung durch Westinghouse führte zu einer erbitterten Konfrontation mit Edison und dessen Gleichspannungssystem. Die wirtschaftliche Auseinandersetzung darüber wurde bald als „Stromkrieg“ bekannt.

Mit seinem Vermögen, das ihm die Zusammenarbeit mit Westlinghouse eingebracht hatte, leistete sich Tesla einen luxuriösen Lebensstil. Zu der Zeit befasste er sich auch mit Edisons Glühlampe, um eine Lösung für deren minimale Stromnutzung zu finden. Es gelang ihm, Hochfrequenzströme zu erzeugen, mit denen er 1890 an die Öffentlichkeit ging. Da er seine Erfindung jedoch nicht zum Patent anmeldete, konnte er sie nicht gewinnbringend vermarkten. Schnell kamen zahlreiche Nachahmungen auf den Markt.

Weit über hundert Patente für technische Neuerungen

1901 konnte Tesla, den Bankier J. P. Morgan als neuen Investor gewinnen. Im sogenannten „Wardenclyffe Tower“ am Nordufer von Long Island arbeitete der Erfinder an einem Hochleistungs-Funksender zur Nachrichtenübertragung. Tatsächlich war es aber sein italienischer Kollege Marconi, dem es als erster gelang, transatlantische Signale zu senden. Teslas Geschäftsbeziehungen mit Morgan zerbrachen und Tesla bekam finanzielle Probleme. Da er seit 1936 aber eine Ehrenrente bezog, musste er sich bis zu seinem Tod am 7. Januar 1943 keine Sorgen mehr um sein finanzielles Auskommen machen. Er starb, wie er auch gelebt hatte: allein. Von Bekanntschaften oder Beziehungen zu Frauen ist aus seinem Leben nichts bekannt. Der Erfinder Tesla soll unter einem extremen Sauberkeitszwang und einer zwanghaften Angst vor Krankheitskeimen gelitten haben, die es ihm unmöglich machten, andere Menschen zu berühren und mit ihnen in näheren Kontakt zu kommen.

Bis zu seinem Tod hatte das Genie Tesla weit über hundert Patente angemeldet. Viele technische Geräte, die heute für uns selbstverständlich sind, gäbe es ohne ihn nicht. Wenn seine Kollegen wie Marconi und Edison als Erfinder von Radio, Beleuchtung und anderen technischen Errungenschaften bekannt und gefeiert wurden, hatte häufig Nikola Tesla schon zuvor an visionären Lösungen hierfür gearbeitet. In jüngster Zeit immerhin bekommt das Genie endlich die verdiente Anerkennung: So benannte etwa Elon Musk sein E-Auto-Startup 2003 nach dem Visionär und Erfinder Nikola Tesla.

 

(Bilder: Hintergrund Blitz: Mittermeier – Pixabay, Porträt Tesla: Gordon Johnson – Pixabay; Im Beitrag: Tesla im Labor: Dickenson V. Alley Restored by Lošmi, Nikola Tesla with his equipment EDIT, CC BY-SA 4.0); Edison: gemeinfrei, Collage Tesla und Glühbirne: gemeinfrei, Wardenclyffe Tower: gemeinfrei)

Nikola Tesla in seinem Labor in Colorado
Nikola Tesla in seinem Labor in Colorado, USA
Thomas Alva Edison am Photographen
Teslas Erfinderkollege Thomas Alva Edison
Nikola Tesla mit seiner drahtlosen Glühlampe
Tesla mit seiner drahtlosen Glühbirne
Nikola Teslas Funkturm Wardenclyffe Tower und Glühbirne
Teslas Funkturm, der Wardenclyffe Tower bei Shoreham auf Long Island, USA, 1904
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