Der Raketenwagen Opel RAK1 des Ingenieurs Kurt C. Volkhart sorgte am 11. April 1928 auf der Opel-Rennbahn in Rüsselsheim für Aufsehen. Er basierte auf dem Modell Opel 4/12 PS „Laubfrosch“ und war statt mit einem Verbrennungsmotor mit einer Zündanlage für zwölf Raketen ausgestattet. Eine Sensation – und der Einstieg in die raketenbetriebene Raumfahrt. Auch der Astronom Max Valier und der Sprengstoffexperte Friedrich Wilhelm Sander waren an dem Projekt beteiligt. Valier hatte Fritz von Opel für die Idee gewinnen können, der wiederum Volkhart einspannte, seinen langjährigen Kontrahenten bei zahlreichen Autorennen.
Der 1890 in Düsseldorf geborene Volkhart hatte das rasante Auto entwickelt und konstruiert. Er stammte ursprünglich aus einem Künstler-Umfeld, entschied sich aber als einziger in seiner Familie für eine technisch orientierte Laufbahn. Automobil-Konstruktionen und die Rennfahrerei hatten es ihm angetan. Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, in dem er als Pilot eingesetzt und bei einem Absturz verwundet wurde, war er für den damals renommierten Automobilhersteller Steiger tätig und wurde hier mit seinen Verbesserungen im Bereich Fahrzeugtechnik schnell erfolgreich. Im Jahr 1922 ging er bei der Eifelrundfahrt, einer der wichtigsten Motorsport-Veranstaltungen jener Zeit, noch vor seinem Clubkameraden Alfred Noll und dem späteren Europameister Rudolf Carracciola als Sieger hervor.
Rasante Sache: der Raketenwagen Opel RAK1
Nach der legendären Präsentation seines Raketenautos 1928 und der Trennung von Opel tüftelte Volkhart weiter an einem eigenen Modell, dem Volkhart-R1. Das aerodynamisch geformte Fahrzeug war mit zwei Sitzen ausgestattet und nutzte wie schon beim RAK1 die Einweg-Treibsätze von Sander. Am 25. November 1928 stellte Volkhart sein Fahrzeug bei einer Demonstrationsfahrt in Berlin der Öffentlichkeit vor.
1929 ließ das öffentliche Interesse an raketengetriebenen Fahrzeugen nach. Volkhart wurde damit in seinem Engagement für die Raketentechnik buchstäblich ausgebremst – und widmete sich wieder dem Motorsport und der Konstruktion konventioneller Fahrzeuge. Während der Wirtschaftskrise arbeitete er unter anderem als Steilwandfahrer auf Jahrmärkten, um seinen Lebensunterhalt zu sichern. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs konnte er aber seine Arbeit an einem Stromlinienfahrzeug fortführen. Sein Sportwagen soll in einer Baracke in einem Steinbruch zwischen Essen und Wuppertal zusammengebaut worden und Ende 1947 als leichte Aluminiumkarosserie auf einem Stahlrohr-Gitterrahmen fertiggestellt worden sein. Ihr Name, Volkhart V2 Sagitta, war treffend gewählt: „Sagitta“ kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Pfeil.
(Header Volkhart in seinem eigenen Fahrzeug auf der AVUS, Dezember 1928: Bundesarchiv Bild 102-06949, Berlin, CC BY-SA 3.0 DE; Detail V2 Sagitta: Cannoneer Photography, CC BY-SA 4.0; Detail Volkhart mit seinem eigenen Raketenauto auf dem Nürburgring, April 1929: Bundesarchiv Bild 102-07588, CC BY-SA 3.0 DE)