Das Jahr 1816 ist in die Geschichte als das „Jahr ohne Sommer“ eingegangen: Schwere Unwetter hatten in Westeuropa und Nordamerika zu Missernten und Hungersnöten geführt. Pferde wurden in dieser Zeit zu einem Luxusgut. Ein pferdeloses Fahrzeug musste her.
Das dachte sich auch Karl Drais. Er hieß mit vollem Namen Karl Friedrich Christian Ludwig Freiherr Drais von Sauerbronn und hatte in Heidelberg Baukunst, Landwirtschaft und Physik studiert. Anschließend wurde er Forstmeister. Er war ein begnadeter Erfinder. 1810 wurde er vom Dienst freigestellt, um weiter an seinen Ideen zu tüfteln. Hierzu gehörte auch ein Zweirad aus Holz – ein Fahrzeug, das ganz ohne Pferd auskam. Die zwei Räder galten damals als Geniestreich. Drais hatte sich hierfür angeblich vom Schlittschuhlaufen inspirieren lassen. Sein Zweirad bestand aus einem Holzrahmen und zwei gleich großen Rädern. Das vordere von ihnen konnte mit einem Deichsellenker gesteuert werden. Die „Draisine“, wie das Gefährt später in Anlehnung an seinen Erfinder genannt wurde, hatte keine Pedale. Stattdessen musste sich der Fahrer vom Boden abstoßen – und brachte es damit auf Geschwindigkeiten von mehr 15 km/h. Für die damalige Zeit eine kleine Sensation!
Zwei Räder auf großer Fahrt
Drais erste Probefahrt führte ihn von Mannheim ins sieben Kilometer entfernte Schwetzingen. Später bot er auch öffentliche Fahrten an, unter anderem „Fernfahrten“ von Karlsruhe nach Kehl. Zudem veröffentlichte er Artikel in Zeitschriften, um seine Erfindung bekannt zu machen. Am 12. Januar 1818 erhielt Karl Drais für sein Gefährt ein „Großherzogliches Privileg“, vergleichbar mit dem heutigen Patent. Von da an trug jede Draisine eine Lizenzmarke auf der Lenkstange. Fahrräder, wie wir sie heute kennen – wer weiß, ob es sie ohne Drais geniale Erfindung geben würde …?
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