Eine bessere Lenkbarkeit beim Bremsen, weniger Verschleiß an den Reifen und mehr Fahrsicherheit: Was heute als Antiblockiersystem (ABS) bekannt und für Autos eine Selbstverständlichkeit ist, war noch vor 100 Jahren ein Novum. Immerhin: Erste Bemühungen gab es bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. 1928 erhielt der Konstrukteur Karl Wessel das Patent auf einen Bremskraftregler für Automobile – seine Idee wurde jedoch nicht umgesetzt. 1941 erprobten Versuchsfahrer dann einen Blockierregler. Aber auch er fiel als Erfindung durch: Im „Automobiltechnische Handbuch“ hieß es damals, dass mit ihm „nur bescheidene Erfolge erzielt wurden“.
Mit diesen ersten Ansätzen war man allerdings um wichtige Erkenntnisse reicher: Für ein funktionstüchtiges ABS sind Sensoren nötig, die die Drehung an jedem Vorderrad messen. Ein Steuergerät muss diese Messungen der Sensoren registrieren, vergleichen und unerlaubte Abweichungen gegebenenfalls korrigieren. Hierzu muss der Bremsdruck an jedem Rad bis zum Zeitpunkt des Blockierens individuell geregelt werden.
Mehr Sicherheit dank ABS
1970 stellte Mercedes-Benz die erste Generation eines ABS für Pkw, Lkw und Omnibusse auf der Versuchsbahn in Untertürkheim vor. Bis zur Serienreife vergingen aber nochmals acht Jahre. Mithilfe integrierter Schaltkreise wurde die Konstruktion robuster, kleiner Computer möglich, durch die in kürzester Zeit die Daten der Sensoren erfasst und der Bremsdruck reguliert werden konnten. Der Entwicklungspartner Bosch lieferte hierfür das erste volldigitale Steuergerät an Mercedes-Benz.
1978 stellten beide Unternehmen dann das erste ABS der zweiten Generation in Untertürkheim der Presse vor. Ab Dezember des gleichen Jahres wurde zunächst die S-Klasse von Mercedes-Benz auf Wunsch damit ausgestattet, mit einem Aufpreis von 2217,60 DM. Später wurden auch Nutzfahrzeuge, Lkw und Rennfahrzeuge der Marke mit ABS ausgerüstet.
(Bild: Stephane Bonnel – AdobeStock)