Skizze des ersten Hubschraubers, Model Fw-61, von Henrich Focke

Der Hubschrauber

Mit Leidenschaft in die Luft

Der Traum vom Fliegen bestimmte sein Leben: Der Ingenieur Henrich Focke war ein rastloser Forscher und gilt heute als „Vater des Hubschraubers“.

In einem Schuppen in Bremen fing es an: Hier bastelte Henrich Focke schon früh an Flugzeugmodellen. 1912 – als er gerade einmal 22 Jahre alt war – gelang ihm der erste Motorflug. Nach seinem Maschinenbaustudium an der Hochschule Hannover machte er seine Faszination fürs Fliegen zum Beruf: Gemeinsam mit seinem Freund Georg Wulf gründete er 1924 in Bremen die Focke-Wulf-Flugzeugbau AG. Kleinflugzeuge waren es, mit denen die Firma zunächst den größten Erfolg hatte: Die Focke-Wulf A16 gilt als frühestes bekanntes Rettungsflugzeug, das viele Fluggesellschaften erfolgreich einsetzten. Henrich Focke und sein Team tüftelten und bauten weiter: Bis 1933 entstanden etwa 140 verschiedene Flugzeugtypen.

28 Sekunden – eine Sensation in der Luftfahrtgeschichte

Als Henrich Focke sich weigert, mit seiner Firma für die Nationalsozialisten zu arbeiten, muss er das Unternehmen verlassen. Nicht ohne eine neue Idee: Er spezialisiert sich auf die Entwicklung von Hubschraubern. Sein Model Fw-61 wird am 26. Juni 1936 flügge: In einer Werkshalle in Bremen steigt es senkrecht auf eine Höhe von 1,5 Metern. Der ganze Flug dauert 28 Sekunden. Eine Sensation!

Für heutige Vorstellungen ist die Fw-61 eine kuriose Flugmaschine: Ihre Rotoren waren seitlich des Rumpfes angeordnet und drehten sich gegenläufig. Der Mini-Propeller vorne war nur für die Kühlung des Motors vorgesehen. Flugwinkel und Flugneigung steuerte der Pilot über die Neigung der Rotorblätter.

Schon ein Jahr später erreichte der Tragschrauber, wie man ihn anfangs nannte, eine Rekordhöhe von 2.400 Metern und eine Flugdauer von 80 Minuten. Die Nationalsozialisten sahen in Fockes Helikopter ein Symbol für die angebliche Überlegenheit deutscher Ingenieurskunst. Die Vorzeige-Pilotin der Nazis Hanna Reitsch präsentierte ihn erstmals der Fachwelt. 1937 stellte sie mit einem Flug von 109 Kilometern den Streckenweltrekord für Hubschrauber auf.

Nach dem Krieg wurde Henrich Focke bis 1948 als Kriegsgefangener nach Frankreich gebracht und dort zwangsverpflichtet. Als beratender Ingenieur arbeitete er weiter an neuen Hubschrauberprojekten – und baute unter anderem das Ur-Muster für die später so erfolgreiche „Alouette“, ein Beobachtungshubschrauber mit einem Turbinentriebwerk, der bis zu vier Passagiere befördern konnte. 1948 eröffnete Henrich Focke ein Ingenieursbüro in Bremen und beriet bis 1958 auch das britische Luftfahrtministerium in London. 1952 entwickelte der Ingenieur in Brasilien den Hubschrauber Beija-Flor, den er bei den deutschen Borgward Automobilwerken unter dem Namen Kolibri weiterbaute. Bis zu seinem Tod 1979 blieb er ein eifriger Forscher, er betrieb weiter aerodynamische Studien – und hielt so sein Leben lang an seiner Leidenschaft fürs Fliegen fest.

(Bild: COHAUSZ & FLORACK)

Ort der Erfindung

Focke-Wulf-Flugzeugbau AG, Hünefeldstraße, 28199 Bremen

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