Plakatieren verboten

Die Litfaßsäule

Plakatieren erwünscht

Wohl kaum einem anderen deutschen Erfinder wurden so viele „Denkmäler“ gesetzt wie Ernst Litfaß: 1855 ließ er in Berlin die erste Säule errichten, auf der öffentlich für Veranstaltungen geworben wurde. Noch heute gehören Litfaßsäulen an vielen Orten zum Stadtbild.

Ernst Litfaß war es in Berlin zu bunt: Ihn störte es, dass die Stadt mit Plakaten zugeklebt wurde. An vielen Mauern und Häuserwänden hingen Werbezettel und Ankündigungen für Theaterstücke, Konzerte oder den Zirkus wild durcheinander. Der gelernte Buchhändler und Buchdrucker, der 1816 in Berlin geboren wurde, suchte nach einer Alternative – und kam auf die Idee, die Plakate auf Anschlagsäulen anzubringen. 1854 erhielt er vom Berliner Polizeipräsidenten Karl Ludwig Friedrich von Hinckeldey die Erlaubnis, 150 sogenannte „Annoncier-Säulen“ in der Stadt aufzustellen. 100 Säulen wurden dafür eigens neu errichtet. Um die 50 weiteren zu realisieren, wurden 50 Brunnen und Pissoirs in der Stadt mit Holz verkleidet. Den Anfang machte am 15. April 1855 eine Säule an der sogenannten „Ziegenbockswache“ in der Münzstraße in Berlin-Mitte. Am 1. Juli desselben Jahres wurden die 100 Säulen und 50 Brunnenumhüllungen bei einem Festakt öffentlich präsentiert.

Säulen mit Signalwirkung

Ernst Litfaß ahnte, dass er mit seiner Idee einen Nerv getroffen hatte: Reklame in dieser Form gut sichtbar an öffentlichen Plätzen anzubringen, das war neu und erfolgversprechend. Der findige Unternehmer ließ also weitere Säulen errichten und sicherte sich später das alleinige Recht zur Plakatierung für Berlin. Ihm zu Ehren wurden die Säulen bald „Litfaßsäulen“ genannt. Nach dem Tod des Buchdruckers 1874 wurden sie in ganz Deutschland aufgestellt. Trotz des Zuwachses an digitalen Werbeformen soll es heute hierzulande immer noch 67.000 Litfaßsäulen geben. Die meisten von ihnen werden nach wie vor für die Ankündigung von kulturellen Veranstaltungen genutzt. Ernst Litfaß hat sich damit also selbst zahlreiche „Denkmäler“ gesetzt.

(Header: nmann77 – Fotolia.com, im Beitrag: ginton – Fotolia.com)

Plakatierte Litfaßsäule

Ort der ersten Litfaßsäule

„Ziegenbockswache“, Münzstraße, 10178 Berlin

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