Uhren mit Zeitzonen

Die Funkuhr

Es hat gefunkt

1967 erfand Wolfgang Hilberg die digital kodierte Zeitübertragung für Funkuhren. 18 Jahre später konnte man sich diese Technik ums Handgelenk binden.

„Mit dem letzten Ton des Zeitzeichens ist es zwölf Uhr.“ Dieser Satz leitete früher die Nachrichten im Radio ein. Und wer eine Uhr bei sich hatte, drehte schnell an deren Stellrädchen und stellte sie so auf die Mitteleuropäische Zeit ein. Der Ingenieur Wolfgang Hilberg von der TU Darmstadt war das leid: „Ich schaute auf meine schlecht gehende Wohnzimmeruhr. Plötzlich wurde mir klar, dass die Uhrzeit eine Information ist, die jeder Mensch in Deutschland in exakt der gleichen Weise braucht. Sie dürfte nicht von der Willkür einzelner Uhrwerke abhängig sein. Man müsste sie drahtlos ausstrahlen“, zitierte die „Zeit“ den Ingenieur im Jahr 2002. 1967 meldete dieser das Schlüsselpatent „Verfahren zur laufenden Übermittlung der Uhrzeit“ an. Vor ihm hatten sich schon andere Erfinder daran versucht – und waren gescheitert, weil die Uhrzeit nur zu bestimmten Tageszeiten verfügbar war oder weil diese durch kontinuierlich übertragene Zeitimpulse aktualisiert wurde, die lückenlos vom Empfänger detektiert werden mussten. Atmosphärische und technische Störungen beeinträchtigten teilweise den Empfang dieser Signale. Wolfgang Hilberg ging die Sache anders an: In seiner Erfindung wurde die vollständige Information der Zeit – also Jahr, Monat, Wochentag, Stunde, Minute – in kurzen Grundintervallen in einem Zeittelegramm mit einem binären Impulscode gesendet. Der Zeitempfänger wartete nach dem Einschalten, bis das vollständige Zeittelegramm empfangen worden war.

Bauen wollte Hilbergs Uhr zunächst niemand. Bald aber zeigte sich die Physikalisch-Technische Bundesanstalt interessiert, die vom Gesetzgeber den Auftrag hatte, für ganz Deutschland mittels Atomuhr die „gesetzliche Zeit“ zu messen und zu verbreiten. Hilbergs Funkverfahren kam da gerade recht: 1973 ging in Mainflingen bei Frankfurt am Main der Mast in Betrieb, von dem noch heute kodierte Zeitinformationen über den Zeitzeichensender DCF77 an Funkuhren in ganz Westeuropa gesendet werden.

Funktechnik fürs Handgelenk: Die Armbanduhr „Mega 1“

Die Laufzeit von Patenten betrug damals 18 Jahre. Und so lange dauerte es auch nach der Patentanmeldung von Wolfgang Hilberg, bis die Firma Junghans in Sachen Funktechnik aktiv wurde: 1985 präsentierte der Uhrenhersteller aus dem Schwarzwald die erste funkgesteuerte seriengefertigte Tischuhr für den privaten Gebrauch – nach Angaben des Unternehmens mit einer Abweichung von nur einer Sekunde in einer Million Jahren. In den folgenden Jahren tüftelten die Junghans-Ingenieure weiter an der Technik und versuchten sie zu verkleinern. Mit Erfolg: 1990 brachte die Firma mit der „Mega 1“ die weltweit erste Funkarmbanduhr auf den Markt.

Wolfgang Hilberg war noch bis 2000 Professor für Elektrotechnik an der TU Darmstadt. Insgesamt 45 Patente wurden auf seinen Namen erteilt.

(Header: peterschreiber.media  AdobeStock.com, Portrait: Wikimedia, gemeinfrei)

Foto von Wolfgang Hilberg, der Erfinder der Funkuhr
Wolfgang Hilberg

Ort der Erfindung

Telefunken, Söflinger Straße, Ulm

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