Testbild Farbfernseher

Das PAL-Farbfernsehen

Farbe ins Wohnzimmer

Schwarz-Weiß ist bei Filmen heute höchstens ein cineastisches Stilmittel. Noch in den 60er Jahren kannten deutsche Fernsehzuschauer nichts anderes. Bis Walter Bruch das PAL-Farbfernsehen erfand.

Vom Maschinenschlosser zum Pionier des deutschen Farbfernsehens: Walter Bruch stellte hierfür schon bald die Weichen. Nach seiner Ausbildung in einer Schuhfabrik begann er 1928 als 20-Jähriger am Technikum Mittweida in Sachsen ein Studium der Elektrotechnik. Die Funktechnik war es, die ihn besonders interessierte. An der Universität in Berlin schrieb er sich als Gasthörer ein – und lernte dort auch Manfred von Ardenne, den Erfinder des Fernsehers mit Bildröhre, und Dénes von Mihály, den Entwickler eines mechanischen Fernsehsystems, kennen. Für beide arbeitete Bruch als wissenschaftlicher Mitarbeiter und tauchte so immer mehr in die faszinierende Welt des Fernsehens ein. 1935 begann er seine Tätigkeit bei der Telefunken AG in der Fernsehabteilung und beteiligte sich an der Entwicklung einer Fernsehkamera für die Übertragung der Olympischen Spiele 1936 in Berlin. Für die Spiele stand er auch persönlich hinter der Kamera – einem Gerät, das wegen seiner gewaltigen Ausmaße als „Olympiakanone“ bekannt wurde und die ersten Fernseh-Livebilder lieferte. Im Zweiten Weltkrieg arbeitete Walter Bruch im Dienst des Militärs in Peenemünde und entwickelte eine Kabelfernsehanlage zur Beobachtung von Raketenstarts.

1967: Beginn des PAL-Farbfernsehens in Deutschland

Zurück bei Telefunken tüftelte er ab 1950 als Chef der Entwicklungsabteilung in Hannover an den ersten Nachkriegsfernsehgeräten. Auch amerikanische und französische Forscher waren mit ihrem NTSC-System und dem SECAM-Verfahren auf diesem Gebiet schon sehr aktiv. Bruch analysierte und probierte, um die schon bekannte Technik zu verbessern und dabei vor allem störende Farbtonfehler zu kompensieren. So kam er auf die Idee des „Phase Alternation Line“-Verfahrens (PAL), das er 1962 patentieren ließ. Hinter seinem System stand der Gedanke, dass zwei aufeinander folgende Bildzeilen mehr Ähnlichkeiten als Unterschiede aufweisen, weil Bilder aus Flächen bestehen. Die Phase des Farbträgers eines Farbdifferenzsignals wird von Bildzeile zu Bildzeile um 180 Grad verschoben. Dadurch können auf Empfängerseite Farbtonfehler automatisch und fast vollständig korrigiert werden.

Das von Walter Bruch entwickelte System setzte sich schnell in Europa und auch zum Teil in Asien, Afrika und Südamerika durch. 1967 gab Willy Brandt – per Knopfdruck von der IFA Berlin – den Startschuss für das Farbfernsehen in Deutschland.

(Headerbild: Open Clipart – Vectors – pixabay.com, im Beitrag: Olympia-Kanone 1936 von Telefunken-Bild, Berlin auf Wikipedia lizenziert unter CC BY-SA 3.0)

Walter Bruch hinter der Olympia-Kanone
Walter Bruch hinter der "Olympia-Kanone" 1936

Ort der Erfindung

Huth-Apparatefabrik, Göttinger Chaussee 76, 30453 Hannover-Ricklingen

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