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Ein Schiff steuert ohne Echolot auf einen Eisberg zu.

Das Echolot

Wie tief sind stille Wasser?

Ein Passagierschiff geht unter – und beschäftigt anschließend Forscher auf der ganzen Welt. Der Physiker Alexander Behm entwickelte kurz nach dem Untergang der Titanic ein Gerät zur akustischen Messung von Meerestiefen. Er gilt als der deutsche Erfinder des Echolots.

Die Titanic war Anfang des 20. Jahrhunderts das größte Passagierschiff der Welt. Ihre Kollision mit einem Eisberg und ihr Untergang im Jahr 1912 waren für die Menschen damals unfassbar – und „gipfelten“ in der Frage: Wie lassen sich Eisberge orten? Forscher und Techniker aus den USA und Europa versuchten, eine Antwort darauf zu finden. Unter ihnen auch der junge Alexander Behm: Er hatte zuvor an der Technischen Hochschule in Karlsruhe Elektrotechnik und Physik studiert und war von 1903 bis 1904 zweiter Assistent von Otto Lehmann, dem Entdecker der flüssigen Kristalle. In seiner Assistenzzeit hatte Behm ein Gerät entwickelt, mit dem sich der Luftschall messen ließ (Sonometer). Um die Schallwellen sichtbar zu machen, behalf er sich mit einer Stimmgabelkonstruktion und Fotopapier.

Wie aber ließ sich nun der Unterwasserschall messen und dadurch womöglich auch ein gefährlicher Eisberg orten? Alexander Behm wollte es wissen und zog 1913 kurzerhand von Niederösterreich, wo er ein Forschungslabor geleitet hatte, an die Küste nach Kiel. Hier fing er an, mit Unterwasserschall zu experimentieren. Zunächst gelang es ihm, in einem acht Liter fassenden Goldfischaquarium den Schall zu fotografieren. 1915 kaufte er das Kanonenboot „SMS Otter“ und baute es zum Laborschiff um. Mit ihm experimentierte Behm in der Kieler Förde. Simple Gewehrpatronen, Sprengkapseln und Schlagbolzen, die an die Schiffswand montiert waren, dienten ihm dabei zunächst als Schallquellen. Eisberge ließen sich auf diese Weise jedoch nicht orten. Lange Zeit versuchte Behm, die Meerestiefe – und damit auch mögliche Hindernisse wie Eisberge – aus der Differenz der Lautstärken zwischen Schall und Echo abzuleiten. Sein erster Versuch scheiterte. Das lag vor allem daran, dass die Meeresböden unterschiedlich beschaffen waren. Beim zweiten Anlauf hatte Behm Erfolg: Sein neues Gerät, ein tischgroßer Apparat, war in der Lage, die Laufzeit des Schalls zu messen – im Salzwasser rund 1.500 Meter pro Sekunde. 1916 wurde die Erfindung patentiert. Das war die Geburtsstunde des Echolots. Das Gerät wird noch heute in der Schifffahrt zur elektroakustischen Messung von Wassertiefen eingesetzt.

(Header: aleciccotelli – Fotolia.com, im Beitrag: COHAUSZ & FLORACK)

Wie funktioniert ein Echolot?
Funktionsweise eines Echolots

(Vermutlicher) Ort der Erfindung

Hardenbergstraße 31, 24118 Kiel