1922 zog Marga Faulstich zusammen mit ihrer Familie von Weimar nach Jena. Für die damals Siebenjährige war das womöglich die entscheidende Weichenstellung: Jena galt schon damals als einer der wichtigsten Standorte der Glasindustrie. Marga machte Abitur und begann 1935 eine Ausbildung in den Schott-Glaswerken. Hier arbeite sie an der Entwicklung dünner Schichten mit – und machte schnell Karriere: von der Hilfskraft zur Laborantin, zur wissenschaftlichen Assistentin und schließlich zur Wissenschaftlerin. Ihr 1942 begonnenes berufsbegleitendes Chemiestudium konnte sie jedoch nicht beenden.
Pionierarbeit für die Sonnenbrille: das Leichtgewicht-Brillenglas Schwerflint 64
Nach dem Zweiten Weltkrieg wollten die westlichen Alliierten das Glasmacher-Know-how, für das Jena bekannt war, für sich nutzen. Sie schickten 41 Spezialisten und Führungskräfte von Schott aus Jena, das damals zur sowjetischen Besatzungszone gehörte, in die amerikanische Besatzungszone. Darunter auch Marga Faulstich. In Mainz, wo das Schott-Glaswerk neu errichtet wurde, konnte sich die talentierte Glasforscherin wieder ganz der Entwicklung neuer optischer Gläser widmen. Zum Beispiel dem Leichtgewicht-Brillenglas Schwerflint 64 (SF 64), ihrer wohl wichtigsten Erfindung. Das Besondere an diesem mit Titan hergestellten Glas war sein schmaler Rand. Es war nur noch 60 Prozent so schwer wie ein Bleiglas. 1972 wurde es zum Patent angemeldet.
Während ihrer Tätigkeit für die Schott-Glaswerke war Marga Faulstich an der Entwicklung von mehr als 300 Typen optischer Gläser und Linsen beteiligt, über 40 Patente tragen ihren Namen.
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