Illustration eines energiegeladenen Atoms

Die Entdeckung der Kernspaltung

Ungeahnte Energie

Die Entdeckung der Kernspaltung war eine der folgenreichsten des 20. Jahrhunderts.

Dass sich Atomkerne in der Mitte spalten könnten, hielten Wissenschaftler lange Zeit für unmöglich. Man wusste zwar, dass beim Auseinanderplatzen eines Atomkerns gewaltige Energien auftreten müssten, hielt es aber für aussichtslos, dass diese sich auch freisetzen lassen. Bis 1938 am Berliner Kaiser-Wilhelm-Institut eine Arbeitsgruppe um den Chemiker Otto Hahn eine folgenschwere Entdeckung machte: Beim Beschießen von Uran mit Kernteilchen fand Hahn gemeinsam mit seinem Assistenten Fritz Straßmann das Element Barium, das nur halb so schwer ist wie Uran. Es musste also durch Kernspaltung entstanden sein.

Völlig überrascht berichtete Hahn seiner jahrzehntelangen Mitarbeiterin und Kollegin, der Physikerin Lise Meitner, von der Entdeckung. Diese hatte Deutschland, da sie Jüdin war, wenige Monate zuvor verlassen müssen. Gemeinsam mit ihrem Neffen Otto Frisch formulierte sie als Erste die wichtige physikalische Deutung der Kernspaltung, die sie im Februar 1939 in der englischen Fachzeitschrift „Nature“ veröffentlichte. Die Ehre wurde jedoch Otto Hahn zuteil: Für seine Entdeckung der Kernspaltung wurde ihm 1944 der Nobelpreis für Chemie verliehen.

Beginn des Atomzeitalters

Mit diesem Ereignis brach eine neue Epoche an: das Zeitalter der Atomenergie. Die Wissenschaft war begeistert von der Möglichkeit, die in den Atomkernen gespeicherte Energie zu nutzen. Sie sah die Chancen, den Kernprozess in einer Kettenreaktion durch Spaltung zu vervielfachen. Vor allem in den USA sorgte Otto Hahns Entdeckung für Aufsehen: 1942 ging in Chicago im Rahmen des Manhattan-Projekts der erste Kernreaktor in Betrieb. Allerdings nicht mit dem Ziel, Strom zu erzeugen, sondern um Kernwaffen zu bauen. Im Zweiten Weltkrieg setzten die USA erstmals eine Atomwaffe ein.

Mit der Havarie des Atomreaktors in Tschernobyl 1986 zeigten sich ein weiteres Mal die verheerenden Folgen der Atomenergie. Die Diskussion über die Sicherheit von Atomkraftwerken hält bis heute an – und lässt mögliche Chancen, etwa im Bereich Nuklearmedizin, leicht in den Hintergrund treten.

(Bild: Siarhei AdobeStock.com)

Ort der Entdeckung der Kernspaltung

Kaiser-Wilhelm-Institut für Physik, Boltzmannstraße 18, 14195 Berlin

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